Rückblicke – Einblicke – Ausblicke

„Was, so schnell habt ihr eure Schule genehmigt bekommen?“ Die Siegener erregten immer wieder Erstaunen, dass ihre Schule nach einer Vorbereitungsphase von knapp einem Jahr schon beginnen durfte. Wie gelang das?

Die Errichtung einer christlichen Schule war eigentlich nicht geplant. Kein Mitglied des jetzigen Schulträgers CSV oder der Mitarbeiterschaft hat Interessenten gesucht oder irgendjemand Vorschläge unterbreitet. Aber Gott hatte im Verborgenen Menschen vorbereitet und sie zum richtigen Zeitpunkt zusammengeführt.

An einem Abend im Juni 1989 stellte eine Privatinitiative im Gemeindesaal der Baptistengemeinde in Geisweid ein Konzept für eine christliche Schule vor.

Anschließend kamen in einer Ecke einige Personen zusammen und sprachen über das, was sie gerade gehört hatten. „Wenn eine christliche Schule im Siegerland entstehen soll, dann muss sie auf breiter Grundlage, auf der Basis der Deutschen Evangelischen Allianz gebaut werden.“ Eins war diesen Personen klar, wenn es im Siegerland eine Schule geben soll, die von vielen Christen angenommen wird und eine moderne Unterrichtsgestaltung und ein überzeugendes Konzept verwirklicht, dann mussten sie etwas tun – und das sofort!

Dieser Wunsch wurde durch den Chefredakteur von Idea Spektrum aufgegriffen und als kleine Meldung veröffentlicht. Die Siegener Zeitung übernahm diese Meldung, als sei es bereits eine beschlossene Sache und damit gab es kein Zurück mehr. Es wurde öffentlich zu einem Informationsabend eingeladen. Das Gemeindehaus in Weidenau war überfüllt. Das ermutigte die Gruppe der Initiatoren, konkrete Schritte zu gehen. Besonders ermutigend war der Scheck einer unbekannten Person über 5.000,- DM, obwohl weder eine Struktur noch ein klares Konzept bestanden. Das Allerwichtigste aber geschah für alle unsichtbar hinter den Kulissen. Mütter kamen zum Gebet zusammen und unser großer Gott hörte.

Bereits im September 1989 wurden die tragenden Vereine, der Förderkreis und der Christliche Schulverein Siegen, gegründet. Es wurden Arbeitskreise eingerichtet.

Wichtig war vor allem der Pädagogische Arbeitskreis, der das Konzept der Schule erarbeiten sollte, das dem Kultusministerium zur Begründung der privaten Schule vorgelegt werden musste. Im Dezember stand das Konzept. Der Antrag auf vorläufige Genehmigung der Schule konnte zusammengestellt werden. Dazu gehörten vor allem die Anträge von Eltern auf Errichtung dieser Schule, der Finanzierungsplan, die vorgesehenen Lehrkräfte und das Konzept. Parallel dazu musste ein Schulhaus gesucht werden. Wo konnte die Schule starten?

Eine junge Gemeinde in Eiserfeld überließ uns einen Jugendraum. Hier fand das erste Treffen der Initiatoren und der Familien der ersten Schüler an einem heißen Sommertag bei Kaffee und Kuchen statt. Knapp vier Wochen vor den Sommerferien wurde der Schule der Pavillon der Firma Gontermann und Peipers in Kaan-Marienborn angeboten. Der war natürlich besser geeignet, hatte mehrere Räume, lag zentraler in Siegen. Eine gute Startmöglichkeit. Nach manchen klärenden Gesprächen mit der Bezirksregierung Arnsberg hieß es: weiter Geduld haben und beten.

Der Ferienmonat Juli kam – immer noch keine Genehmigung! Anfang August beginnt doch das neue Schuljahr! Da – eine Woche vor Schulbeginn kam die telefonische Nachricht: „Sie können beginnen! Die schriftliche Genehmigung wird Ihnen zugesandt.“

Mit großer Freude und Dankbarkeit begann die Freie christliche Schule Siegen das Schuljahr mit einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Kaan-Marienborn. Vertreter verschiedener Kirchen und Gemeinschaften stellten die Arbeit der Schule unter den Segen Gottes. 18 Schülerinnen und Schüler zogen mit ihren 4 Lehrkräften in den Pavillon in der Marienborner Straße ein.

„Wenn Sie Ihr Kind hier anmelden, dann müssen Sie sich aber auch mit anmelden!“ war die Äußerung eines Vaters. Damit drückte er aus, dass die Eltern bereit sein mussten, sich aktiv in die Gestaltung der Schule einzubringen. In dem darauf folgenden Jahr fuhren sie die Schüler zur Schule, putzten die Räume, bauten den Pavillon um und halfen bei allen nur denkbaren Arbeiten.

Auch für das zweite Jahr bot der Pavillon Platz. Im dritten Jahr musste eine neue Lösung gefunden werden. Wieder war es kurz vor Schulbeginn, dass wir zwei Jugendräume in der Hammerhütte bekamen. Dort richteten wir zwei neue erste Klassen ein. Außer den Räumlichkeiten brauchten wir natürlich auch jedes Jahr neue Lehrkräfte. Es bewarben sich aber nicht so viele wie heute um eine Stelle an einer privaten Schule. Es forderte das Vertrauen aller Beteiligten und Gebet. So bekam die Schule 1992 z.B. Kontakt mit einer interessierten Lehrerin. Wir konnten aber gar nicht richtig mit ihr sprechen oder gar ein Anstellungsgespräch führen. Sie hielt sich nämlich als Lehrerin von Missionarskindern in Papua-Neuguinea auf. Das Wagnis wurde eingegangen: Anfang Juni sagte die Schule ihr und sie uns per Telefon zu, dass sie an unserer Schule ab Anfang August unterrichten wird.

Das Jahr 1993 begann mit einer großen Herausforderung:  Ein Schulgebäude musste her, in dem die ganze Grundschule einmal unterkommen konnte. Woher nehmen? Wie soll vorgegangen werden? Es wurde gebetet, es wurde geplant: Neubau zusammen mit einem Kindergarten, Container anmieten, leerstehende Fabrikgebäude umbauen ...

Da stand im März 1993 in der Zeitung, dass die Gemeinde Wilnsdorf die Weißtalschule in Rudersdorf verkaufen will. Ist das der Weg der Schule? Kaum denkbar, diese Schule liegt ja „am Ende der Welt“. Doch bei allen Besprechungen tauchte immer wieder dieser Name auf. Zaghaft wurden Verhandlungen aufgenommen – mit der Gemeinde, der Sparkasse und mit Gott, dem Herrn der Schule.

Die Spannung erreichte ihren Höhepunkt am 02. Juli 1993. An diesem Tag sollte in der Ratssitzung die Entscheidung fallen, nachdem sich noch ein zweiter Bewerber gemeldet hatte.

Die Verantwortlichen des CSV saßen zusammen, beteten, vertrauten und warteten. Gegen 22.00 Uhr kam die Nachricht, dass der CSV die Schule erhält. „Danket dem Herrn! Denn er ist freundlich und seine Güte währet ewig!“ So konnte die Schule in den Ferien umziehen und das neue, das 4. Jahr der FCS, in Rudersdorf beginnen.

Zur Einweihung sprachen: Herr Schneider als Bürgermeister von Wilnsdorf, Herr Krause als Vertreter der Bezirksregierung, Herr Roth, der zuständige Schulrat, und die Geistlichen des Ortes.

Nun konnte die Schule wachsen. Wir hatten genug Räumlichkeiten. So kam es auch. Konnten wir 1993 „nur“ 31 Kinder aufnehmen, so stieg die Schülerzahl bis an unsere Grenze – 48 Kinder in zwei Klassen – an. 1998 mussten wir sogar drei Parallelklassen einrichten. Die FCS war im Jahr 2000 zum 10-jährigen Jubiläum eine ausgebaute zweizügige Grundschule mit 212 Schülern.

1994 wurden die ersten beiden Klassen in die weiterführenden Schulen verabschiedet. Schon eine Jahr zuvor haben die Eltern gefragt: „Welche Schule bietet ihr für unsere Kinder weiter an?“ So stellte sich dem Schulträger eine neue Herausforderung: eine weiterführende Schule. Man beschloss, eine Realschule beim Ministerium zu beantragen. Im Sommer 1994 nahm sie mit einer Klasse im Gebäude der Grundschule in Rudersdorf ihre Arbeit auf. 1995 konnte das Hauptschulgebäude in Niederndorf von der Stadt Freudenberg angemietet werden. 1997 richteten wir die FCS-Hauptschule mit einer Klasse ein.

Der äußere Aufbau einer Grundschule war nur ein Teil der Arbeit. Es musste weiter an der inneren – der unterrichtlichen und pädagogischen – Gestaltung gearbeitet werden. Dies war die Herausforderung an die Lehrkräfte. In vielen Konferenzen wurde diskutiert, Konzepte entwickelt, Pläne besprochen, Entscheidungen getroffen, Arbeit aufgeteilt usw. Dies ist auch heute nicht anders.

Für die Eltern war besonders die Umgestaltung unseres Schulhofs im Jahr 2000 ein großes Projekt, das sie mit großem Engagement anpackten. Wir konnten so den Schulhof naturnah und kindgerecht gestalten. Unsere Kinder profitieren heute noch davon.

In den nächsten Jahren wuchs die Schule weiter. Aus einem dreizügigen Jahrgang wurden zwei dreizügige Jahrgänge. Der gesellschaftliche Wandel und damit auch der sich immer mehr bahnbrechende Wertewandel war nicht aufzuhalten. Die Bedürfnisse der Schüler änderten sich zum Teil, aber auch die Bedürfnisse der Eltern. So fragten in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends zunehmend mehr Eltern nach einer verlässlichen Betreuung bis 13.00 Uhr an allen Schultagen. So wurde im Schuljahr 2001/02 eine erste Betreuungsgruppe eingerichtet. Damit wurde die FCS zur verlässlichen Halbtagsschule.

Nachdem 2003 Deutschland die UN-Behindertencharta unterzeichnet hatte, bekam das Thema „Inklusion“ eine hohe Wichtigkeit in der Politik. Wir als christliche Schule sahen schon immer unsere Aufgabe auch darin, den Schwachen in der Gesellschaft zu helfen und sie anzunehmen.  Allmählich schwappte die Inklusion auch in die Schulpolitik hinein und in uns wurde der Gedanke immer stärker:  „Benachteiligte Kinder in unserer Schule gemeinsam mit allen anderen zu unterrichten, ist unsere Aufgabe.“

Wieder standen wir vor einer großen Herausforderung. Wie kann der Start gelingen? Woher bekommen wir Sonderpädagogen? Werden überhaupt Kinder mit Beeinträchtigungen an unserer Schule angemeldet? Wir beteten und tauschten uns aus. 2006 gingen wir auf die Suche nach zunächst einer Sonderschullehrkraft.  Es wurden Anzeigen in verschiedenen Zeitschriften geschaltet, Aushänge an Studienseminaren gemacht und alle möglichen Personen angesprochen. Gott ließ uns lange warten. Zu den Schuljahren 2006/07 und 2007/08 wurden kaum Kinder mit Förderbedarf angemeldet. Wir hätten keine Lehrkraft dafür refinanziert bekommen. Ganz anders sah es zum Schuljahr 2008/09 aus. Eine Anmeldung von Kindern mit Förderbedarf nach der anderen kam ins Haus. Wir sagten 5 Kindern zu. Eine Lehrkraft war noch nicht in Sicht. Das Jahr 2008 begann und wir kamen langsam in Zeitnot. Sollten wir den Kindern mit Förderbedarf eine Absage geben oder warteten wir weiter auf Gottes Handeln?

Ende Februar 2008 passierte dann das Unglaubliche. Das, womit kaum einer noch gerechnet hatte, geschah:  Es kam per Mail die Bewerbung einer Sonderpädagogin ins Haus. Es gab nur ein Problem:  Sie war noch in Afghanistan im Missionseinsatz. Das Internet dort funktionierte nur ab und zu. Wie sollte das gehen?

Aber Gott fand einen Weg. Die Tochter einer Missionarsfamilie wurde krank und musste im März in Deutschland behandelt werden. Die Lehrerin musste sie begleiten. So konnten wir uns gegenseitig kennen lernen und sie war bereit, zu uns zu kommen. Auch die Schule gab ihr eine Zusage. Sie würde im neuen Schuljahr bei uns anfangen. Wir konnten die Kinder aufnehmen. Als sich im Mai 2008 noch eine zweite Sonderpädagogin bei uns bewarb, konnten wir auch ihr noch eine Zusage geben, da sich in einer anderen Klasse einige Kinder mit Förderbedarf herausgestellt hatten. So starteten wir im Schuljahr 2008/09 mit Gemeinsamem Unterricht (GU), wie es damals noch hieß. Unser großer Gott hatte es möglich gemacht und seine Zusage eindrucksvoll gegeben.

In der Zwischenzeit wurde vom Schulministerium die Offene Ganztagsschule stark propagiert und gefördert. Unsere erste Reaktion darauf war: „Das brauchen wir nicht und wir wollen es auch nicht gerne, dass die Kinder nachmittags nicht bei ihren Eltern sind.“

Aber der Bedarf der, teils alleinerziehenden, Eltern für eine Nachmittagsbetreuung ihrer Kinder wuchs. Manche sagten uns klar, dass sie ihr Kind nur bei uns anmelden könnten, wenn es zumindest an einigen Tagen auch nachmittags eine Betreuung in der Schule hätte. Was war zu tun? Uns war auch bei dieser Entscheidung Gottes Leitung wichtig, also beteten wir und diskutierten gleichzeitig über die damit zusammenhängenden Dinge.

Die Entscheidung wurde für die Nachmittagsbetreuung getroffen und wir begannen zum Schuljahr 2010/11 auch mit dieser Arbeit an 4 Nachmittagen in der Woche. Zunächst war es eine kleine Gruppe von Kindern, die sich nachmittags einfanden, aber die Zahl wurde jedes Jahr größer, so dass wir inzwischen an die Grenzen unserer räumlichen Möglichkeiten gekommen sind. In dieser Zeit nahm die Zahl der Förder- und AG-Angebote immer mehr zu und damit auch die Qualität der Betreuung am Nachmittag.

Noch ein Wort zu den Schulbussen. Der sogenannte Schülerspezialverkehr, der 1990 mit 2 privaten Kleinbussen startete, umfasst inzwischen 6 schuleigene 17-Sitzer, 2 eigene Kleinbusse sowie 2 gemietete Linienbusse, die unsere Kinder jeden Morgen zur Schule und mittags wieder nach Hause fahren. Unserem Gott sei Dank, dass bei den vielen Kilometern noch kein Kind ernstlich verletzt wurde.

Inzwischen ist zum Schuljahresbeginn 2021/22 der neue 2. Grundschulstandort in Siegen an der Weiß an den Start gegangen.Von Rudersdorf aus wird bis zum Schj. 2022/23 ein kompletter Zug, also 4 Klassen, nach Siegen übergeben. Dann ist die FCS-Grundschule in Rudersdorf eine zweizügig ausgebaute Grundschule, die Gemeinsames Lernen auch für Kinder mit besonderem Förderbedarf anbietet. Dabei kommt auch die Förderung der anderen Schüler nicht zu kurz. Erfolgreich fördern wir betroffene Kinder in Teilleistungsschächen Mathematik oder Lesen und Rechtschreiben. Auch die Stärkenförderung durch differenzierte Lernangebote ist uns ein großes Anliegen.

Zu unserer Schule gehört die Vormittagsbetreuung im Rahmen der verlässlichen Halbtagsschule und die Nachmittagsbetreuung bis 16.00 Uhr. 20 Schulbegleiter teilen sich die vorhandenen Stellen bei der Betreuung von gehandicapten Kindern. Eine Kollegin hat eine Ausbildung für Motopädie absolviert und ergänzt unser Förderangebot. Zum Lehrerkollegium gehören 17 Lehrrkräfte. Für den möglichst reibungslosen Ablauf des Schullebens sorgen unsere Sekretärinnen und die beiden Hausmeister.

Wie geht es weiter? Eine Schule bleibt immer eine Herausforderung für alle Beteiligten im Blick auf die Weiterentwicklung des Unterrichts und der Herausforderungen in der Erziehung. Deshalb werden wir auch in Zukunft intensiv weiter daran arbeiten, gute Schule zu machen und dabei den Auftrag unseres Gottes zum Wohl und zum Segen der Kinder immer besser auszuführen. Dafür rechnen wir mit SEINER Führung und SEINEM Segen.